Die südliche Region des Hofes mit Blick auf das Vorgebirge
In vorrömischer Zeit gab es bis zum Vorgebirge (Ville) hier ein bewaldetes Überflutungsgebiet des Rheins. Reste der Rheinarme u. Sümpfe sind die Schlossweiher. Der Ortsname Brühl leitet sich vom ursprünglich lateinischen ”brogilus” her bzw. dem keltischen ”brog” was soviel wie Sumpf oder feuchte Wiese bedeutet. Schon in früher Zeit wurde der damals natürliche, wasserreiche Palmersdorfer Bach direkt am Hof von einem Karren-Weg überquert, der für den regionalen Wirtschaftsverkehr von Bedeutung war.
Palmers.../Palmeres... kommt vielleicht von dem römischen Eigennamen Palmatius. Aegidius Gelenius spricht von: Palmatii pagus. Pagus (lat.) = Dorf u. Thorp (afr.) = (Dorf) stehen für eine Rodung/Lichtung in dem ehemals stark bewaldeten Gebiet.
Der heutige PALMERSDORFER HOF bildet mit den Weltkulturerbe-Schlössern Augustusburg und Falkenlust DAS bau-historische Dreieck der Region. Zudem ist er ältester erhaltener „Besiedlungszeuge“ Brühls. Nur durch den Palmsdorfer Bach getrennt, gehörte er unter dem Namen JOHANNISHOF mit dem ca. 100 m weiter südwestlich gelegenen Cäcilienhof, einem strohgedeckten Lehmbau, zum Verband Palmsdorfer Hoefe. Das ostwärts gewandte Fachwerk des Südtraktes des Palmersdorfer Hofes ist älteste erhaltene Bausubstanz (ca. 17. Jh.).
Ehemaliger Schweinestall, Palmersdorfer Hof Südtrakt ca. 1980
Möglicherweise lag hier ein römischer Gutshof (Ae. Gelenius), Funde aus Brandgräberfeld und römischer Villa im Umfeld.
Germanische Besiedlung; fränkisches Plattengrab, Fund 1937 nahe dem Hof.
Der Palmersdorfer Hof, in seiner heutigen architektonischen Form, wurde im Jahr 1750 errichtet.
(Innenansicht mit Torbogen)
Erstmalig dokumentierte Erwähnung eines dem Kölngau zugehörigen Fronhofes als Schenkung des Kölner Erzbischofs Wichfrid an die Nonnen des Caecilienklosters zu Köln. Entsprechend lautet der Name des ersten Hofes auf dem Areal “Caecilienhof“ (Dessen Fundamente ruhen noch unter der Rodungsfläche auf der Südseite des Baches.)
Erst später kommt auch der Johannishof auf der Nordseite des Baches hinzu - heute “Palmersdorfer Hof“ benannt nach der ursprünglichen Benennung des Siedlungsplatzes “Palmeresthorp“)
Wichfrid's Nachfolger Erzbischof Brun schenkt als Grundherr der Höfe den Nonnen „...weitere anderthalb Hufen in Palmeresthorp“.
Eine Motte war eine meist Palisaden-bewerte Fliehburg mit fachwerkartigem Turmhaus.
Sie diente den Siedlern als Rückzugs-Burg gegen feindl. Angriffe
Gegen Ende des Jahrhunderts wird östl. der K7 umgeben von einem kreisrunden Wassergraben eine Motte errichtet. Noch heute kann man östl. der K7 auf ungefähr gleicher Höhe wie der Hof einen zugewachsenen Erdhügel auf einer Insel im Weiher erkennen.
Erzbischof Philipp v. Heinsberg errichtet erstmalig am Standort des heutigen Brühler Schlosses einen Burghof (curtis). Die Motte wird wahrscheinlich entfestigt. Burg Brühl entwickelt sich zum Verwaltungszentrum des erzbischöflichen Kurstaates.
Wintersonne im Torbogen: Das Goldocker der Herrenhaus-Fassade prägt maßgeblich den Charakter der Anlage.
Der Hof gehört nun zum Besitz des Zisterzienserklosters Burbach.
Gerhard von Zudendorf erster urkundlich erwähnter Vogt von Palmersdorf mit Sitz auf dem JOHANNISHOF.
Erzbischof Siegfr. v. Westerburg verleiht Brühl die Stadtrechte.
Aus dem Jahr 1440 stammt das Siegel des Palmersdorfer Gerichts. Auf dem ”Galgenmorgen”, wo heute die Bahngleise den Verbindungsweg zwischen Schlosspark und Falkenlust kreuzen, stand der Galgen. Meist unbenutzt. Die Palmersdorfer Geschworenen fanden in der Regel milde Strafen.
Die letzten Vögte der “von Unbescheiden“ machen ihrem Namen alle Ehre und müssen mehrfach viel Land veräußern. Der ehemals bedeutende Fronhof-Verband verliert seine Verwaltungseinheit.
Unter der kompetenten Verwaltung zahlreicher Generationen der Familie “von Zweiffel“ und mit Hilfe wechselnder Pächter erholt sich der VOGTSHOF wirtschaftlich.
Kurfürst Maximilian Heinrich kauft den Hof für stattliche 12.000 Reichsthaler nebst 1.000 Rt Handgeld für die Witwe von Zweiffel zur Versorgung seiner Residenzburg.
Torbogen im Innenhof
Verwicklung Kur-Kölns in den Pfälzischen Erbfolgekrieg. Die erzbischöfl. Burg Brühl wird gesprengt; die Stadt Brühl, die naheliegende Residenzstadt Bonn und vermutlich auch der Hof werden von französischen Truppen niedergebrannt. Die Strategie der „Verbrannten Erde“ verwüstet weite Teile des Rheinlandes!
Unter Kurfürst Clemens August von Bayern blüht Brühl wieder auf.
Über dem Torbogen des Herrenhauses der Keilstein: VCA (Vivat Clemens August) 1750) Er wurde 2009 restauriert in den ehemaligen Kaiserfarben, schwarz, weiß, gold.
Hier hatte der Deutsche Ritterorden einen Stammsitz.
In der Barockzeit versorgte der Hof die nahe gelegenen Schlösser mit landwirtschaftlichen Produkten.
Erzbischof Clemens August veranlasst den Neubau des Herrenhauses des JOHANNISHOFES angepasst an den Stil barocker Herrschaftsarchitektur der Schlösser Augustusburg u. Falkenlust. (Über dem Torbogen lat. Keilstein-Inschrift: 17V0 V.C.A. (Vivat Clemens August). Schwarz und Weiß sind die Farben des Deutschen Ritterordens dessen Hochmeister Clemens August war.
Französische Besatzung des Rheinlandes; Beschlagnahmung des kurerzbischöflichen Eigentums.
Weg am Palmersdorfer Bach, Südseite
Franz. Annexion des Rheinlandes.
Der JOHANNISHOF kommt in weltlichen Besitz und wird Eigentum der Französischen Ehrenlegion.
Der Hof gelangt durch Verkauf an die Familie Giesler.
Der heruntergekommene Cäcilienhof wird abgerissen.
Teilweiser Neubau der Wirtschaftsgebäude des JOHANNISHOFES.
Umbau des Herrenhauses.
Entwurfszeichnung vor der Sanierung 1983/84
Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges kommen am 18. Februar 45 bei einem Bombentreffer in Herrenhaus, Ostrakt u. Südtrakt zwei ostpreußische Flüchtlinge ums Leben, die erst kurz zuvor hier Obdach fanden.
Die Giesler-Erben verkaufen den Hof. Er wird als Nr. 018 in die Denkmalliste der Stadt Brühl eingetragen und zur Wohnanlage ausgebaut.
Der Palmersdorfer Hof im Dezember
Die ersten Bewohner ziehen auf den neu sanierten Hof.
In den folgenden Jahren wohnen hier teils über 30 Parteien. Sie sind mit hohem Engagement, Sorgfalt und Investitionsbereitschaft um den historisch adäquaten Erhalt des Hofes bemüht.
Am 08.September verstirbt der letzte aktiv-landwirtschaftliche Betreiber des Palmersdorfer Hofes, Herr Theo Meyers ebenda. Eine Ära geht zu Ende.
Am frühen Morgen des 02.April schläft hier am Hof unsere liebe, hochgeschätzte Nachbarin Hilde Meyers für immer ein. Mit einem wunderbaren Menschen geht auch die letzte Zeitzeugin einer ganzen Hof-Epoche.